[Kino-news] Kino-News #54
mail@moesle.de
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Fri, 22 Oct 2004 08:19:29 +0200
Hallo Kinofreunde,
in diesem Kinosommer haben sich einige gesagt: "Es kamen schon ewig
keine guten Filme mehr im Kino!" Alles sehr subjektiv, nat=FCrlich,
aber jetzt ist der Sommer vorbei, und alles wird besser...
Zur Abwechslung haben wir heute mal wieder ein technisches Thema
f=FCr euch.
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Cyan Prints - eine kleine Farbe bring die Revolution (fm)
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Eine kleine Farbe bringt gro=DFe =C4nderungen in der Welt der Kinos:
Cyan. Warum? Und vor allem wo?
Es geht diesmal nicht um noch buntere, bessere Bilder sondern um
=C4nderungen in der Tonspur auf Filmkopien. Und was hat Farbe mit
Ton zu tun?
Etwas Hintergrundwissen zur Einleitung. Vor vielen, vielen Jahren war
der Ton zum Film auf Magnetband, so wie beim Kassettenrecorder. Das
Magnetband wurde auf den Film geklebt und im Projektor ausgelesen.
Das ging vor allem bei 70mm-Filmkopien gut, denn diese Filmkopien
waren doppelt so breit wie die heutigen 35mm-Kopien. Dort ist der
Platz auf dem Film neben dem Bild schon arg beschr=E4nkt, so dass die
aufgeklebten Magnettonspuren sehr unzuverl=E4ssig und dazu teuer waren.
Ein heller Kopf kam auf die Idee, den Ton mit Licht auf den Film zu
bannen. Hell-Dunkel-Schwankungen repr=E4sentieren die Lichtschwingungen.
Wie das aussieht, ist hier zu sehen:
http://www.kinoteam.de/kt/kt_ton_dsr.html
Die Tonaufzeichnung auf diesem kleinen Streifen neben dem Bild war
robuster und billiger als Magnetton. Auch die Wiedergabe war simpel
- ein wei=DFes Birnchen und eine Solarzelle im Projektor reichen aus,
um das Licht wieder in elektrische Tonschwingungen umzusetzen.
Inzwischen gibt es zwar Digitaltonverfahren, aber hin und wieder kommt
es mal zu einen "Aussetzer" im Digitalton, dann schaltet die Technik
im Vorf=FChrraum automatisch auf den analogen Ton zur=FCck. Der ist zwar
qualitativ schlechter, aber daf=FCr zuverl=E4ssig.
Um eine wirklich gute analoge Tonqualit=E4t zu erreichen, reichte es
aber nicht aus, einfach das normale Schwarz und Durchsichtig des
Filmes zu nehmen. Es wurde ein spezieller Entwicklungsprozess ein-
gef=FChrt, bei dem Silberpartikel in die Lichttonspur eingebracht werden.
=
Damit wurde der erforderliche hohe Kontrast gew=E4hrleistet.
Das Verfahren ist zwar sch=F6n und bew=E4hrt, hat aber einen gro=DFen
Nachteil - es ist umweltsch=E4dlich und teuer. Diese Gr=FCnde, vermutlich
vor allem der zweite, bewegten die Filmstudios zur Suche nach Alter-
nativen. Man war sich einig, man will ohne Silberchemie auskommen und
einfach den normalen Entwicklungsprozess des Filmes nutzen. Doch
mit wei=DFen Birnchen im Tonabtaster vom Projektor geht das nicht.
Erreicht werden kann es aber, wenn man vom wei=DFen Licht abr=FCckt und
eine Leuchte mit nur einer Farbe verwendet. LEDs bieten bei g=FCnstigen
Materialkosten genau diese Eigenschaft.
Die beste Kombination wurde gefunden in roten LEDs und Tonspuren in
der Farbe Cyan. In dieser Kombination kann man also auf die teuren
und umweltsch=E4dlichen Siberbeschichtungen verzichten und angeblich
sogar noch die Klangqualit=E4t steigern.
Doch es gibt ein Problem: Spielt man einen Film mit Cyan-Tonspur auf
einem Projektor mit wei=DFer Lampe ab, bekommt man eine viel schlechtere
Tonqualit=E4t! Es bleibt nur eine L=F6sung: Austausch der Tonabtaster in
allen Filmprojektoren - weltweit. Was die Kinotechnik-Industrie f=FCr
diese Herausforderung zu bieten hat, findet ihr im zweiten Teil
dieses Newsletters.
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Rotlichtbezirk im Vorf=FChrraum - da werden die Ohren leuchten (fs)
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Nun ja, wie so oft f=FChren viele Wege in das Rotlicht-Viertel. Am
einfachsten ist es nat=FCrlich, wenn man einfach das Tonger=E4t gegen ein
=
neues austauscht. Dieses bietet gro=DFe Vorteile, z.B. wird oft gleich
die Dolby-Digital-Abtastung dort mit eingebaut. Dies geht ja zumeist
deswegen recht einfach, da der Ton wie oben erw=E4hnt erst nachtr=E4glich
=
auf den Film kam, und deswegen alle =E4lteren Filmprojektoren mit Ton-
ger=E4ten nachger=FCstet wurden. Der Ton ist auf dem Film mit einem
Abstand von 21 Bildern zum Bildfenster aufgebracht, und genau in
dieser Entfernung sitzt auch der Tonabtaster. Dieses kann man auf
den folgenden Grafiken sehr sch=F6n erkennen:
http://www.kinoteam.de/kt/image/kt_projektor_prinzip.gif
Das Schema des Tonteils (hier das ber=FChmte und oft anzutreffende
Siemens-Klangfilm-Ger=E4t):
http://www.kinoteam.de/kt/image/kt_klangfilm_schema.gif
Beispiele f=FCr diese Technik bietet z.B. Kinoton mit dem eigenen
Abtaster, gegen den sich das bisherige Weisslicht-Tonger=E4t tauschen
l=E4sst:
http://www.kinoton.de/tontechnik.htm
Die zu den roten Leuchtdioden alternative neue Lichtquelle finden wir
bei Ernemann: den Laser. Sehr sch=F6n wird das Ger=E4t bei Wittner Kino-
technik dargestellt:
http://www.wittner-kinotechnik.de/katalog/11_ernem/k_laser.php
Im Unterschied zur LED kann der Laser selbst bereits ein gerichtetes
"Spalt-Licht", sprich einen sehr d=FCnnen Strich, ohne weitere Optik
erzeugen. Hier werden dann auch die unterschiedlichen Techniken
deutlich: Entweder wird bereits mit einer Lichtquelle und einer Optik
das Spaltlicht erzeugt, dieses durch den Film gesendet und das Abbild
mehr oder weniger direkt auf die Fotosensoren ("Dolby-Zellen") ge-
worfen (klassisches Verfahren). Oder es wird ein optisch breites,
durch Linsen gerichtetes Rotlicht auf den Film geworfen um dann in
einer danach angeordneten Optik den Spalt vor den Dolby-Zellen zu
begrenzen (Reverse-Scan).
Weil die Kinobranche meist sehr kostenbewusst ist, suchen die Kino-
technik-Firmen nach einfachen, "g=FCnstigen" L=F6sungen. Die Idee von
Ernemann ist beispielsweise, statt des ganzen Ger=E4tes einfach nur
das "Birnchen" samt Spaltoptik im alten Tonger=E4t durch eine kompakte
Lasereinheit zu ersetzen. So werden spitzfindig bei Ernemann sogar
die Lichttonger=E4te der Konkurrenz umgebaut.
http://www.ernemann.com/laser.html
Konkurrent Kinoton bietet als Alternative zum eigenen Reverse-Scan-
Ger=E4t zum Einbau in bestehende Lichtonger=E4te eine andere kosten-
g=FCnstige Technik an: eine Halogenlampe mit vorgeschaltetem Filter.
http://www.kinoton.de/rotlicht.htm
Welche Technik, Laser oder LED, am Ende qualitativ die Nase vorne hat,
wird man sehen (besser: h=F6ren), wenn endlich die reinen Cyan-Kopien
auf dem Markt sind. Als Zwischenschritt sind derzeit Magenta-Kopien im
Umlauf, die bei Weisslichtabtastung bereits sp=FCrbar schlechter klingen.
Zum Gl=FCck hat man ja meist Digitalton im Kino und h=F6rt davon nichts
- au=DFer in nicht so modernen Kinos, man denke da beispielsweise an
Hochschul-Kinos.
Schliesslich werden viele Kinos den Kompromiss suchen zwischen
g=FCnstigen L=F6sungen und noch ertr=E4glichem Ton f=FCr die noch wenigen
=
Filme, die keine digitale Spuren enthalten bzw. f=FCr die seltenen
und (hoffentlich immer kurzen) Digitaltonausf=E4lle.
Allen die es genau wissen wollen, sei die englischsprachige Webseite
http://www.dyetracks.org empfohlen, die sich mit der Thematik sehr
ausf=FChrlich besch=E4ftigt.
Dabei haben wir z.B. auch einen Schweizer Anbieter f=FCr Laser-Umr=FCst-
s=E4tze entdeckt, der munter auch Preise angibt (Audio-Cin=E9 Walter
Voigt AG, http://www.audio-cine.ch). Dort kostet eine Laserumr=FCstung
(immer nur Material) f=FCr eine Kinoton-Maschine schlappe 695 Euro
netto. Ein neuer Reverse-Scan-Abtaster von Kinoton (nur Lichtton,
ohne Dolby-Digital-Nachr=FCstm=F6glichkeit) ist je nach Vertragsart circa
=
doppelt so teuer. Andere Anbieter tummeln sich in etwa den gleichen
Dimensionen. Kommt nat=FCrlich noch der Einbau hinzu, Einmessungen,
wenn man Pech hat auch mehr...
So, nun hoffen wir, dass wir dem geneigten Leser in unserem Rotlicht-
viertel nicht zu sehr den Kopf verdreht haben, das =FCberlassen wir
dann doch lieber dem eigentlich namensgebenden Gewerbe.
Bis zum n=E4chsten Newsletter
Euer
Kinoteam Stuttgart
http://www.kinoteam.de